Bezirksoberliga – Schach 9.Spieltag

Finale

Manchmal kann eine Saison sich hinziehen, besonders wenn es für die eigene Mannschaft um nichts mehr geht. Da für die SG Allertal bereits vor dem letzten Spieltag feststand , dass nach unten (nach oben sowieso) nichts mehr ging, stand das Saisonfinale gegen den SK Springer Rotenburg unter dem Motto: „Entspannter-Saison-Ausklang.“


Aber Ligaspiele sind ja nicht nur Mannschaftskämpfe, sondern auch und besonders vom persönlichem Ehrgeiz geprägt. Beispiel „Brett-3-Spieler“ Bernd Hollstein. Lange Anreise aus Hamburg, schnittiges Einparken auf dem Schulhof der Hauptschule in Winsen und erster Satz nach dem Öffnen der Fahrzeugtür:
„Heute muss ich gewinnen, Guten Morgen!“

Mal für den Laien, wie solch Motivation zu erklären ist:
Dem Schachspieler sein Himmelreich ist seine Wertungszahl. (DWZ = Deutsche Wertungszahl)
Im Falle Bernd Hollsteins berträgt sie 1770. (Gutes Vereinsniveau) Bei einem Gegnerschnitt von DWZ 1880 und einer Punkt-Ausbeute von über 50 % ist mit einem staatlichen Zuwachs der eigenen Zahl zu rechnen. Da gibt man alles! Bernd gab alles.
Um 12,00 Uhr war der erste Punkt für die SG Allertal eingefahren und Bernd konnte seinen Skoda gutgelaunt wieder ausparken um die Heimfahrt Richtung Hamburg anzutreten. (1-0)



Bernd Hollstein

Namensvetter Bernd Bielstein (Brett 4) träumt ebenfalls von einem staatlichen DWZ – Zuwachs.
Leider zeigte sich sein heutiger Gegner recht unkooperativ, denn sämtliche Träume fielen einer Bauernlawine zum Opfer.(1-1)



Bernd Bielstein

André Liebich, heute an Brett 7 spielend, ist an Wertungszahlen im Moment überhaupt nicht interessiert. Auf einer gelben Wolke schwebend, gibt es für ihn dieser Tage nur ein Thema von Bedeutung:


Klar das man als Deutscher Meister nicht nur vor Selbstbewusstsein strotzt, sondern auch gerne gibt. Damit heute niemand traurig nach Hause ging, gab der Meister ein schnelles Remis und alle waren zufrieden.(1,5-1,5)

Nach 4 Stunden Spielzeit entschieden die Gebrüder Falk, dass sie für diesen Sonntag genug gearbeitet hätten. Einträchtig , zeitgleich und mit einem Turm auf der Guthaben-Seite, fuhren sie jeweils den vollen Punkt ein und dürften nun in guter Form zum Ramada-Cup nach Kassel reisen um sich für die Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft zu qualifizieren. (3,5-1,5)



Tobias Falk



Kristoffer Falk

Normalerweise pflegt Berthold Mitzko ja einen Punktgewinn der SG Allertal zu besiegeln (bzw. versucht er es uns so zu erklären.), doch daraus wurde heute nichts, denn Berthold Mitzko ist „Teetrinker“.



Berthold Mitzko

Schach kann ein recht kompliziertes Spiel sein und die limitierte Bedenkzeit macht es nicht eben einfacher. An den Teetrinker stellt es aber noch einmal ganz besondere Anforderungen.
Der Teetrinker muss nicht nur 40 Züge binnen 2 Stunden aufs Brett bringen, sondern er sieht sich zusätzlich der schweren Aufgabe gegenüber, innerhalb von 4 Stunden (er darf auch auf Bedenkzeit des Gegners trinken) einen Liter seltenster Assam/Cylon-Mischung herunter zu stürzen.
Im Prinzip befindet sich der Tee trinkende Schachspieler also permanent in einem dreischenkligen Spagat zwischen Uhr , Brett und Thermoskanne … unmöglich, das das auf Dauer gut geht.
Heute erwischte es Berthold Mitzko Bei exakt 1 Minute 40 Sekunden Restbedenkzeit stoppte er die Uhr und „bockte vor dem Hindernis“. Da zu diesem Zeitpunkt noch 10 Züge zu spielen waren, ist seine Entscheidung sicherlich nicht nur verständlich, sondern unter Berücksichtigung der besonderen Teetrinker-Problematik auch absolut nachvollziehbar. (3,5-2,5)

Da Jörg Winter heute verhindert war, rückte Seymur Ibrahimov aus der 2.Mannschaft auf.
Man darf sagen, Seymur erfüllte seine Aufgabe nicht nur gut, sondern sogar im Sinne von Jörg,
Ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern führte zum Remis und damit war ein
Mannschaftspunkt schon mal gesichert. (4-3)



Seymur Ibrahimov

Nun lag alles an Dr. Reiner Jahns, der es in der Hand hatte, aus einem Punkt, Zwei zu machen.



Dr. Reiner Jahns

Nachdem Reiner bereits 2 Remisangebote abgelehnt hatte fragte sich manch mitrechnender Zuschauer: “Ja warum nimmt er denn nicht an?“ Ein Remis würde den Mannschaftssieg doch sicher stellen?!
Die Antwort ist ganz einfach. Auf ein Remisangebot kennt Reiner nur eine Antwort: „NEIN !“ Insider munkeln, dass Reiner gar nicht wisse, dass man ein Remisangebot des Gegners auch annehmen dürfe, ja dass er sogar glaube, es stelle einen Regelverstoß dar …
Alles Humbug.

Reiner hatte sich einen gesunden Mehrbauern erarbeitet und den wollte er natürlich auch verwerten.
Es kam nicht was kommen musste, aber was manchmal passiert: Reiner entschied sich alle Figuren abzutauschen und behauptete immer noch seinen Mehrbauern … allerdings hatte sein Gegner nun einen Freibauern … das ist gar nicht gut. (4-4)

Da es für die SG Allertal um nichts mehr ging, war der verschenkte Sieg nicht weiter tragisch.
Am Ende überwog die Freude, zum dritten Mal in Folge (als nominell schwächstes Team) die Klasse in der höchsten Bezirksklasse gehalten zu haben.

Wie jedes Jahr ging es anschließend zu einer improvisierten Nichtabstiegsfeier in den Allerblick.
Wie jedes Jahr spendierte Herr Reiswig eine Runde (Herzlichen Dank!!!).
Wie jedes Jahr servierte Herr Nieber und fragte „ Wer führt ?“
und wie jedes Jahr schoss Herr Nieber das unvollständige Mannschaftsfoto:



SG Allertal 2011

Damit beginnt nun für die Mannschaft die Sommerpause, aber es geht weiter.
Schach ist im Besonderen auch eine Einzeldisziplin: Die Falks reisen zum Ramada Cup nach Kassel, Berthold Mitzko und Bernd Bielstein vertreten die Farben des MTV Fichte beim Schloss-Open in Werther, am 21.April gibt es den Osterblitz im Allerblick (zu dem jedermann herzlich eingeladen ist) und zum Ihme-Cup in Hannover, dürften sicherlich auch einige Winser Spieler den Weg finden ....

BB

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